THOMAS KUTSCHKER

f i l m i s c h e s

Ottomar Rothman war Häftling in Konzentrationslager Buchenwald. Man sieht ihn, wie er sich einen Rohschnitt von Aufnahmen, die ich im Lager gemacht habe ansieht. Er erinnert sich. Oft erzählt er im Präsens.
Er beschreibt das "alltägliche Leben": Von der Ankunft bis zum Tod und die Hierarchie unter den verschiedenen Häftlingsgruppen.. Er registriert sie als er ankommt und erlebt sie aus einer anderen Perspektive, als er Schreiber von Block 17 wird.
Ebenso wichtig ist, was er nicht erinnert: wann spielte die Musik im Lager? Ausser bei Aufmärschen mußte die Lagerkapelle bei Bestrafungen und Hinrichtungen spielen. Er erinnert sich nicht, oder will es nicht mehr wissen?
In der Kantine von Buchenwald traf er auf einen SS-Mann und beschreibt dessen Kleidung: die graue Hose und die weiße... Er bricht ab. Man denkt den Satz weiter: ... ”Weste”. Kann ein SS-Mann eine weiße Weste haben?
Man sieht Aufnahmen des Konzentrationslagers - heute. Fragmentierte Ansichten, die an den Blick von Besuchern erinnern, stimmungsvolle Aufnahmen. Aufnahmen, die kaum etwas von den Erniedrigungen und Greueltaten, die dort stattfanden ahnen lassen.
Die Bildfragmente sind die Grundlage für Rothmanns Erinnerungen. Sie legen den Fokus auf Details. Sie verschieben die Wahrnehmung. Manchmal irritiert ihre Zeitlosigkeit. Aber es sind keine Archivaufbilder. Gelegentlich verirren sich Besucher in die Aufnahme.

Ottomar Rothmann was a prisoner in Buchenwald concentration camp. We see him watching a rough cut of footage I shot at the camp. And he’s remembering. Often he tells his story in the present tense.
He describes “everyday life” in the camp. From arrival until death and the hierarchies that existed among the different groups of prisoners. After his appointment as clerk of Block 17 he registers prisoners on arrival and experiences them from a different standpoint.
Equally important are the things he doesn’t remember: When was music played in the camp? The camp’s orchestra had to play for parades, but also during the administration of punishment and executions. Has he forgotten this, or doesn’t he want to know?
In the camp canteen of Buchenwald Rothmann came upon an SS man. He describes his clothing, the grey breeches and the white ... There he stops. We complete the sentence in our minds: “white waistcoat”, a German idiom meaning “to have a clean slate”, be innocent. Can an SS man possibly be described as having a clean slate?
We see shots of the concentration camp as it is today. Fragmented glimpses, just as a visitor might see them, images full of atmosphere, with barely a hint of the humiliation and atrocities that were committed there.
The image fragments create a base for Rothmann’s thoughts. They focus on details. They cause our vantage point to shift. Sometimes their timelessness is unsettling. But this is not archive footage. Now and then visitors stray into the picture.

6028 SCHREIBER

6028 CLERK

 

experimenteller Dokumentarfilm
XDKAM EX/HDCAM, Farbe; 30:00 Minuten

gefördert von:

Staatskanzlei Thüringen

 

Regie, Kamera, Montage: Thomas Kutschker

 

Produktion : filmisches.com

© 2014

TRAILER/Vimeo
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